Früh morgens läutet heute der Wecker. Samstag 5:30 Uhr? Ich (Web, Manuel Bitzi) hab doch Ferien? Aber die aufkommende Vorfreude auf die Lagerwoche in Zweisimmen holt mich schnell aus dem Bett und so bin ich bereits um 6:20 Uhr fleissig am Koffer ins Auto laden, als Glanz (Adrian Bucher) bei mir zu Hause eintrifft. Wir haben heute Morgen noch was vor: Wir wollen vor dem Briefing um 9:30 Uhr in Zweisimmen noch unsere Ferienwohnung beziehen und den Kühlschrank Mithilfe der nächsten Coop auffüllen. An einem Segelflugtag weiss man ja nie was der Tag bringt und besonders nicht, wie spät es wird.
Auf der Fahrt von Kriens nach Zweisimmen verwandelte sich der Himmel von blau über grau zu schwarz und schlussendlich zu Regen. Aber dies trübte unsere Stimmung nicht, denn am Nachmittag soll es wieder viel besser werden und so sind wir pünktlich auf eine fröhliche Segelfliegergemeinde gestossen. Herzlich wurden wir von der SG Olten, Lenzburg und unseren Kollegen Sprung (Ruedi Waser), Memo (Jörg Studach) und Seilent (Moritz Lüscher) begrüsst. Sie hatten bereits eine hervorragende Woche hinter sich und waren sichtlich damit zufrieden. Ebenfalls am Briefing trafen wir auf Baro (Ivo Laternser) und Tram (Hans Brunner). Baro reiste getrennt mit seinem VW-Camper an und macht unsere Dreier-Piloten-Runde komplett. Nach dem Briefing übernahmen wir von Sprung, Memo und Seilent den DuoDiscus und die LS4 und warteten auf den angekündigten Sonnenschein. Am Nachmittag konnten Glanz und ich als Zweisimmenneulinge zügig unsere Einweisungsflüge absolvieren. Dies gab Baro und mir die Möglichkeit noch einen 3-stündigen Rundflug zu machen. Lange warteten die anderen am Boden, bis wir um ca. 19:00 Uhr landeten. Damit führte die SGOW bereits am ersten Tag (und auch nicht das letzte Mal) die jeweils am nächsten Tag verkündete Rangliste der längsten Flüge an.
Am Sonntag startete für uns nach den Vorbereitungen vom Vortag das eigentliche Lager. Heute um 10:00 Uhr startete das Briefing, welches professionell vom Lagerleiter Ruedi Engeler geführt wurde. Neben den längsten Flügen vom Vortag und allgemeinen Infos zum Tag, gab es auch immer ein Safety- und Meteo-Briefing. Die Prognosen aus dem Meteo-Briefing waren jeweils nicht so vielversprechend. „Schön Reden“ war hier jeweils das Motto. Das Berner Oberland hat uns wohl genau deswegen auch immer positiv überrascht und seinem Namen als Wetterinsel alle Ehre gemacht, sodass wir bis und mit Mittwoch jeweils sehr schöne Flüge von fünf bis sieben Stunden täglich machen konnten. Leider war es für unser Gutdünken rundherum jeweils etwas schlechter und gewittrig, so dass Glanz und ich nur am Dienstag einen kleinen Abstecher ins Wallis wagten. Das Berner Oberland ist ein hervorragendes Fluggebiet. Es bietet zwischen Niesen, Stockhorn, Greyerzersee, Tour d’Ai (am Genfersee), Plaine Morte und Adelboden eine sehr abwechslungsreiche Landschaft mit Alpwiesen, Waldhängen, Felsklüften, Gletschern und ein paar 3000ern. Besonders wir beiden Neulinge und auch Baro haben es sehr genossen, Erfahrungen in diesem Gebiet zu sammeln und jeden Tag den Flugbereich etwas auszuweiten. Vom Stockhorn und Niesen hat man zudem einen sehr guten Blick über den Thunersee zum Niederhorn. Es zeigte uns, dass unser bekanntes Fluggebiet eigentlich nicht so weit weg und das Berner Oberland gut zu erreichen ist.
Neben den Segelflügen ist auch das Lagerleben auf und neben dem Platz etwas Besonderes. So wurden wird bereits am Samstag herzlich begrüsst und man wurde in die Familie der SG Olten und Lenzburg bestens aufgenommen. Die Kollegialität war förmlich zu spüren, man machte Spässe, half sich aus und konnte auch kritische Punkte miteinander klären. So war das gemeinsame Bräteln mit dem Chelli vom Tram am Mittwochabend ein Highlight neben dem Flugbetrieb. Der Donnerstag sorge etwas für Abwechslung und Erholung. Der Morgen war stark bewölkt, die Basis hing knapp über dem Flugplatz. Doch der Lagerleiter Ruedi Engeler hatte bereits ein Alternativprogram im Ärmel. So konnten wir den Kommandostollen und die immer noch flugtauglichen Hunter vom Flugplatz St. Stephan besichtigen. Beat Radelfinger, Präsident vom Hunterverein Obersimmenthal, führte uns zuerst durch einen ca. 100 m langen Gang in den Felsen, bis sich die Kommandozentrale offenbarte. Über zwei Stockwerke führte er die gut 40 Personen und erklärte uns wie die Soldaten und Offiziere der WKs bis 1993 jeweils gelebt und gearbeitet haben. Sein grosser Stolz war aber nicht der Stollen, sondern die Hunter, welche in einer Kaverne nebenan untergebracht waren. Neben ihrem eigenen Papyrus-Hunter war auch der tiger-bemalte Doppelsitzer aus Altenrhein vor Ort. Der Hunterverein hegt und pflegt den Flieger aus alten Zeiten und bietet auch Rundflüge an. Am Nachmittag lockerte sich das Wetter etwas auf, so dass ich die Gunst nutzte und mit Oli Bachmann einen Akroflug machte. Baro und Glanz entschlossen sich eine Flugpause einzulegen.
Am Freitag hing die Basis zwischen 2200 und 2500m, die Thermik war schwach. Trotzdem wagten wir ein paar Flüge, waren aber unbeabsichtigt nach ein bis zwei Stunden wieder am Boden. So entschieden wir uns Mitte Nachmittag den Flugtag zu beenden und uns genug Zeit für das Putzen und fahrbereite Versorgen der Flieger in die Anhänger zu nehmen. Da der DuoDiscus wegen eines EASA-Bulletins in das Baulokal musste, entschlossen wir diesen nicht wie üblich zu Überfliegen, sondern ebenfalls in den Hänger zu räumen. Hilfe war unter den Kollegen schnell gefunden, so dass wir auch diese Premiere trotz einer defekten Rampenhydraulik bestens meistern konnten.
Rückblickend schauen wir auf eine sehr intensive und erfüllende Woche zurück, welche besonders Baro für das verregnete Lager vom letzten Jahr mehr als entschädigte. Wettertechnisch war die zweite Woche sicher nicht so hervorragend wie die erste, aber überraschte immer wieder mit tollen Flügen. So konnten wir mit 15 Starts an sieben Flugtagen ca. 50 Flugstunden absolvieren. Die Region ist bestens geeignet für Neulinge und Geniesser. Die Lageratmosphäre lädt zu einer Rückkehr in einem anderen Jahr ein. Das Lager empfehle ich jedem, egal ob Neuling, Geniesser oder Streckenpilot. Gerne möchte ich am Schluss Ruedi Engler als Gesamtlagerleiter danken. Aber auch Tram, welcher uns als gute Seele am und neben dem Flugplatz zur Seite stand und mit seinen super Restaurantempfehlungen und –Reservierungen für unser leibliches Wohl gesorgte.
Auf ein anders Mal in Zweisimmen …
Danke Web, für diesen super Bericht.
War echt eine super Woche!
Du hast die gute Atmosphäre und die Stimmung des diesjährigen Lagers sehr gut getroffen. Danke! Es war übrigens super mit Euch!