Für heute wurde Föhn angesagt. Eine Einladung für Höhenflüge. Für weite Strecken ist das Wetter jedoch alles andere als günstig. Vom Westen her werden gegen Mittag die ersten Schlechtwetterfronten erwartet. Ich bin gespannt wer heute stärker ist: Der Föhn aus dem Süden oder die Front aus dem Westen.
Am Morgen sieht das Wetter sehr einladend aus. Der Himmel ist so gut wie Blau. Aber kaum sind die Segelflugzeuge startbereit kommt hinter dem Giswilerstock ein dunkles Wolkenband zum Vorschein. Vielleicht wird das heute doch nichts… Aber wer nichts wagt der nichts gewinnt.
So lautet der Schleppautrag „DELTA BRAVO von 3175– Schleppautrag Huetstock.“ Und los geht’s!
Beim Stanserhorn dreht der Schleppflieger ein und das dunkle Wolkenband im Westen kommt jetzt auf 1200m so richtig zur Geltung. Wir fliegen trotzdem weiter. Auf der Höhe vom Huetstock auf ca. 2400m klinke ich den Flieger aus und suche nach dynamischen Aufwinden, Wind der bei den steilen Felswänden nach oben bläst. Aber da ist nichts, kein Anzeichen, überhaupt nichts. So wechsle ich die Talseite und versuche mein Glück beim Brünighaupt. Auch hier werde ich enttäuscht. Darum geht es schnurstracks weiter in Richtung Planplatten. Auf dem Weg dorthin sehe ich unter mir eine Fahne die nach Osten zeigt?!. Hm, vermutlich bläst der Wind aus dem Westen tatsächlich stärker als vermutet…
Ich lass mich aber nicht unterkriegen und fliege weiter. Kurz vor dem Alpentower fängt es stark an zu sinken. Ganz offensichtlich befinde ich mich im Lee. Wenn es ein Lee gibt muss es auch eine Luv geben. Ich hole Fahrt auf und schaffe es gerade noch über die Krete. Beim Alpentower hat es drei Windsocken und alle Zeigen nach Norden. Es gibt also doch genügend Föhn. Und schon geht es an der Hangkante steil nach oben!
Aber die Freude wird mit eintretendem Regen getrübt. Das Vario zeigt trotz Regen noch nach oben. Im fernen Westen sehe ich eine Aufhellung. Durchhalten heisst die Devise und ich warte bis der Regen vorüber ist. 20min später klart es wieder auf.
Der Plan ist auf ca. 2900m zu steigen, dann richtig Dammastock vorzufliegen und dabei einen Rotor zu erhaschen. Leider komme ich beim Alpentower nur bis etwa 2600m. Somit muss ich denn Föhneinstieg woanders suchen. Ich fliege rüber zur Gadmerflue. Die Steile Wand wird angeblasen und ich kann mich mit Achten nach oben hangeln. Oben angelangt fliege ich auf Kretenhöhe zum Titlis und beobachte was passiert. Ich verliere zwar kaum an Höhe, aber nach Oben geht es auch nicht wirklich.
Ich wechsle die Talseite und mache mich auf die Suche nach einem Leerotor. Das Vario zeigt stark nach unten. Meine Suche endet im Keller. Unterhalb vom Alpentower auf 1900m tanke ich wieder Höhe. Diesmal geht es aber sehr zackig nach oben. Es scheint der Wind hat weiter zugenommen! Ich komme wie gewünscht auf 2900m und kann jetzt zum Dammastock mit stark angedrückter Nase vorfliegen. Prompt gerate ich in einen Rotor und lasse mich wie ein Blatt im Wind nach oben treiben. Das Vario steht am Anschlag. Auf ca. 3300m hat der schnelle Lift nach oben ein abruptes Ende und ich führe den Flug in Richtung Dammastock fort. Über dem Triftsee bin ich dann in der Welle!
Ich hab mich zu früh gefreut! Die Sicht um mich herum wird plötzlich milchig und trübe. Es entsteht eine Wolke und ich bin mitten drin. Nichts wie weg hier! Auf 4300m trete ich die Flucht nach unten an. Das Haslital ist noch klar und ich gleite in Richtung Grimselpass. Schneeflocken begleiten mich auf dem Weg dorthin. Ich finde eine tragende Linie und verliere kaum an Höhe. Ich mache eine 180 Wende und will auf demselben Pfad zurückgleiten um Höhe zu sparen.
Das wird aber nichts. Ich werde von Abwinden erfasst. 3m/s sinken. Ich drücke die Nase nach unten um die Abwinde schnell hinter mir zu lassen. Ich verliere innerhalb von 5min rund 1500m. Wieder beim Alpentower angelangt geht es an der bekannten Stelle nach oben. Die Wolken haben sich aufgelöst und die Triftgletscherregion ist wieder frei von Wolken. Über die dieselbe Route schaffe ich es wieder in die Welle. Ich habe eine Freigabe bis 6000m verlangt und bekommen. Bei 5500m angelangt muss ich meinen Flug nach oben leider abbrechen. Vom Westen her ziehen wieder Wolken auf. Ich geniesse die letzten Sonnenstrahlen, denn Obwalden liegt unter einer dichten Wolkendecke.
Es macht richtig spass die Windsysteme bei Föhnwetter zu ergründen. 🙂
Ganz zu schweigen vom Licht, der extrem guten Sicht und der ganz speziellen Atmosphäre!
1ster Versuch für den Auftstieg
3ter und erfolgreicher Versuch. Hoch bis auf 5500m
Abgleiten in der Melchtalregion
Tolle Brecht! Sehr informativ!
Lieber Milan, interessanter Bericht und Fotos mit eindrücklichen Fahrten. Gratuliere! Zoom
… mit eindrücklichen Farben….. SORRY!
Hey Baumeli, guter Bericht und schön geschrieben. Das nächste mal lasse ich mich nicht vom ersten pipsen des Varios leiten und bleibe länger im Schlepp, egal der Kosten. Wenn ich mich an die erste Absicht gehalten hätte, wärst du vielleicht nicht alleine gewesen.
Gruss vom Alt-Aktiven Sporn
Sehr interessant und spannend. Vielen Dank für den super Bericht und die Erklärungen dazu.