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Eigentlich wollte ich gar nicht fliegen gehen. Der starke Föhn war erst auf 14 Uhr angesagt und wird eh nicht bis ins Obwaldnerland blasen. Ausschlafen war angesagt. Um 10.45 zieht es mich doch noch zum Flugplatz. Der Duo wird nicht benötigt und es ist ok, wenn ich ihn fliege. Dani Baumli startet gerade in der LS-4 und Peter Steinmann ist in der LS-6 startklar. Dennis muss noch das Problem mit der Fahrwerkswarnung seiner LS-6 beheben. Ich gehe nach Hause meine Fliegerutensilien holen. Es gibt nichts zu hetzen, ich plane meinen Start nach der Mittagspause. Als ich zurück komme, meint Dennis, er habe sein Problem nicht lösen können und schlägt vor, dass wir den Duo zusammen fliegen. Tiptop. Er sitzt vorne, dann brauchen wir kein Wasser im Hecktank. Mit meinem Startvorschlag nach 13.00 ist er allerdings nicht einverstanden. Er will fliegen. Also Ruderchecks, einräumen, Flieger an den Start schieben und kurz vor 12 Uhr sind wir in der Luft. Nach einer kurzen Diskussion über unser Schleppziel – Urmiberg oder Hasliberg standen zur Auswahl – entscheiden wir uns für den Alpentower. Der Schlepp verläuft sehr ruhig. Zu ruhig. Am Alpentower ist es still. Also weiter Richtung Titlis. Am Titlis ist es still. Was nun? Wir klinken und testen noch den Hahnen und die Walenstöcke. Nichts! Da meldet sich Peter Steinmann am Funk. Er ist am Urmiberg auf 2000m am Hangsegeln und kann sich halten. Wir sind genug hoch und entscheiden uns, direkt ins Schächental zu fliegen.

Wir kommen in 2500m an und da geht etwas! Rauf und runter! Wir versuchen kleine Rotoren zu zentrieren, wir fliegen am Hang eine Acht nach der anderen, aber wir sinken. Inzwischen sind wir auf 2200m. Nochmals ins Tal raus. Ein Rotor packt uns. Steil rein mit 120kmh, eng kreisen und den Rotor nicht verlieren. Wir gewinnen Höhe. Wir erreichen die Kretenhöhe. Wieder vorfliegen gegen den Wind. Ein kräftiger Rotor schüttelt uns. Die Flügel wackeln wie unsere Jalousinen am Baulokal während eines Föhnsturms. Und wieder voll rein, eng kreisen und jetzt geht’s mit 3m nach oben. Langsam wird die Luft ruhiger. In 3000m beginnen wir, das Aufwindband abzufliegen. Es steigt. Wir haben es geschafft. Dieser Einstieg musste verdient werden. Nun beginnt der Genuss. Wir fliegen vor Richtung Süden und es steigt und steigt. Wir fliegen zwischen 4000 und 4400m. Nach einem kleinen Abstecher Richtung Klausenpass sind wir innert Minuten 800 Meter tiefer. Auf 3300m geht’s wieder aufwärts. Wir rufen Zürich Delta auf und verlangen eine Einfluggenehmigung in den Airspace Charlie. Die Controllerin ist sehr freundlich. «Stand by, I’ll call you back». – «You’re cleared to climb to 5000 meters». Wunderbar. Wir wollen höher, müssen aber wegen «outbound traffic from Zurich airport» warten. «You’re cleared to climb to 5500 meters». «Request to leave A9er proceeding direction Titlis». – «Approved». Über dem Titlis geht es ganz toll nach oben, aber die Luftmasse ist sehr milchig. Wir finden ein Fenster. Die Bodensicht ist gut, doch Richtung Alpen trübt der Saharastaub die Sicht. Dennis packt der Ehrgeiz. Ich mache den Funkverkehr. «You’re cleared to climb to 6200m». «You’re cleared to climb to 6500m». «Is there a possibility to climb to 7000 meters?» – «Stand by, I’ll call you back». – «You’re cleared to climb to 7200 meters for the next 30 minutes». Wir steigen und steigen. Es wird kälter und die Sicht schlechter. Als unser Höhenmesser 7026 Meter anzeigt, entscheiden wir uns, den Flug abzubrechen.

Wir sinken auf 6000m ab und verlangen ein «proceeding direction Jungfrau». «Approved, stay below 6000 meters». Wir fliegen Richtung Westen und erwischen die Linie wunderbar, so dass wir leicht steigen. Nach einer tollen Fotosession vor Eiger, Mönch und Jungfrau mit Aletschgletscher und Finsteraarhorn, fliegen wir zurück zum Pilatus.

Dennis, the Selfie-stick guy!

Die eindrückliche Eigernordwand

Leider ist die Luft sehr trüb, deshalb gibt es heute keine schönen Flugaufnahmen der Innerschweiz aus 5000m.

Um Höhe abzubauen fliegen wir Richtung Langenthal, wollen aber so hoch zurück sein, dass wir noch zum Brisen fliegen und unser Dreieck schliessen können. Über dem Stanserhorn fängt es an zu schütteln. Der Föhn hat sich auch hier etabliert. Vor dem Brisen sind wir noch auf 2500m. Aber da geht die Post ab. Wir sind sehr schnell wieder auf 3100m. Wenn das nur um die Mittagszeit schon so schön geblasen hätte. Wir hätten problemlos höher steigen können, aber wir haben langsam kalt und genug vom Föhnabenteuer. Über die Rigi fliegen wir zurück nach Kägiswil. Peter Steinmann schaffte es im Schächental auf 4200m und Dani Baumli, der sagenhafte zweieinhalb Stunden auf 2000m zwischen Wilerhorn und Alpentower herumbaggerte, stieg schliesslich beim Schreckhorn auf 5800m. Stefanie Hautle  und Dani Renggli verfolgen uns auf Glidertracker.de

Ja, die Föhnfliegerei. Sie lässt einen einfach nicht mehr los.

P.S.: In meinen self-made Daunenduvet-Fliegersocken hatte ich auf 7000m sehr warme Füsse.

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