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Allgemein

6000m über dem Melchtal

By 12. Mai 2018Mai 13th, 20182 Comments

Schon seit Längerem habe ich mir immer wieder ausgemalt, wie es wohl sein könnte, im oder mit dem Föhn zu fliegen. Ist der Flug anfangs wirklich so turbulent wie alle immer berichten, um dann von einem Moment auf den Nächsten, in einen seelenruhigen Steigflug überzugehen, der einem tausende Meter hochträgt. Am heutigen Flugtag hatte ich endlich einmal die Gelegenheit, diese doch für mich eher unbekannte Fluglage, einmal Live mit einem erfahrenen Piloten zu erleben. Guido und ich planten gemeinsam einen Föhnflug im Duo Discus zu unternehmen.

Nach dem Briefing war es eindeutig: mit einer Druckdifferenz von über 10 hPa stand unserem Föhnversuch nichts mehr im Wege. Kurz vor 11 Uhr an diesem doch eher bewölkten Sonntagvormittag verliessen wir den Flugplatz Kägiswil im Schlepptau der Robin Richtung Alpentower. Dies taten wir Milan gleich, der sich vor uns ebenso Richtung Alpentower hatte schleppen lassen, um dort den Einstieg in den Föhn zu versuchen. Die Tatsache das Gregi nach Milans Schlepp erst einmal sein Cockpit «aufräumen» musste, liess uns schonmal auf einen doch eher turbulenteren Schlepp einstellen. 10 Minuten später wurde unsere Annahme eindeutig bestätigt. Ständiges korrigieren der Fluglage hinter der Robin war unerlässlich. Hatte ich am Anfang das Privileg den Schlepp fliegen zu dürfen, übergab ich das Vergnügen dann schliesslich an Guido (nicht ganz ungern). Wie ein PingPong-Bälleli schüttelte und rüttelte es uns von Sachseln über das Kleine Melchtal zum Alpentower.

Auf gut 2500 m klinkten wir uns aus. Eigentlich sollte der Duo, unseren Vorstellungen entsprechend, uns jetzt empor steigen lassen, aber das schiere Gegenteil war der Fall. Vergebens suchten wir nach Aufwind. Innert 10 Minuten gings runter, am Planplatten, querab von Innertkirchen, praktisch bis auf 2000 m. Der Tiefpunkt des Fluges war erreicht, nicht nur höhenmässig, sondern auch stimmungsmässig befanden wir uns schon fast im Keller bzw. am Boden. Doch Zoom wäre nicht Zoom, wenn er uns da nicht wieder herausgearbeitet hätte. Stufenweise ging es am Hasliberg in unsere gewünschte Richtung, nämlich nach oben, und unsere anfänglicher Höhenverlust war egalisiert. Bei dieser Gelegenheit hat mir Zoom eine mir bis dato unbekannte Aufwindtaktik demonstriert, deren funktionsweise mir allerdings noch bis heute ein Rätsel bleibt:

«Wenn’s stiigt, eifach sVariometer uf die voll Luutstärchi dreihä und wenn’s sinkt, wieder liislig machä.»

Ich habe mich entschlossen, das auf meinen zukünftigen Flügen einfach auch einmal zu probieren, denn an diesem Tag gings für uns mit voller Vario-Power weiter. Nicht das damit unser regelrechter Höhenkampf vorbei war, im Melchtal spülte es uns wieder auf 2000m herunter. Der richtige Durchbruch in höhere Gefilde wollte uns zu Beginn einfach nicht gelingen, dazu kommt, dass sich die Turbulenz noch einmal verstärkt hatte. Bei den Sachsler Bergen wurde unser Flieger so kräftig durchgeschüttelte, dass gefühlt alles, was nicht fest verbaut war, uns um die Ohren flatterte. Unglücklicherweise wolle ich mir genau in dem Augenblick einen Schluck aus meiner Trinkflasche gönnen…wenigstens mussten wir das Capot am Abend nicht mehr von Innen säubern😉.

 

Nach fast 2 Stunden war es dann geschafft, am Gross Walenstock bei Engelberg auf 3600m und später am Brisen, wo wir schliesslich die 4000m-Linie knackten und in deutlich ruhigere Luftschichten passieren konnten. Zurich Delta liess uns, mit dem Vermerk «remain west of A9», weiter steigen. Den grössten Teil des Fluges verbrachten wir dann in folgendem Gebiet:

Am Schluchberg erreichten wir den Tageshöchstwert unseres Fluges auf 6206m.

Ein richtiger Streckenflug war aufgrund der recht dichten Bewölkung nicht wirklich möglich, aber das war für mich sowieso nur eine Nebensache. Gegen Ende liessen wir uns dann gemächlich vom Pilatus zur Schrattenflue und von da in Richtung Rigi abgleiten.

Auch für ein wenig Sightseeing über Luzern war noch Zeit.

Nach genau 6h und 8min. beendeten wir unseren Flugtag, so wie er angefangen hatte, mit einem turbulenten Anflug auf die Piste 21.

Für mich persönlich war der Flugtag eine grosse Bereicherung mit viel neuen Erfahrungen und Erlebnissen. Ich möchte mich an dieser Stelle vielmals bei Zoom bedanken, der mir wieder einmal aus seiner Erfahrung viel Wertvolles mitgeben konnte. Vielen Dank!

Jetzt wünsche ich allen fürs Erste einen tollen Sommer 2018 und bis wieder einmal auf dem Flugplatz.

Fade – Jan

Fade

Alter: 24 Jahre - Wohnort: Luzern/Sarnen Student: ETHZ

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